Diese Frage wird mir oft gestellt. Eigentlich immer, wenn ich Schulklassen besuche, oder wenn jemand zum ersten Mal von meiner beruflichen Tätigkeit erfährt. Und ich kann die Frage gut verstehen. Denn der Tod ist in unserem Kulturkreis nun einmal ein Tabuthema – niemand möchte damit zu tun haben, darüber nachdenken. Da wirkt ein Beruf, bei dem man jeden Tag mit dem Thema in Berührung kommt, auf viele befremdlich, vielleicht sogar unvorstellbar.

 

Aber die Antwort auf die Frage fällt mir auch immer leicht, denn mein Beruf ist für mich auch Berufung und ich nehme an, dass man von jedem guten Bestatter eine ähnliche Antwort bekommen würde. Ich kann aber natürlich nur für mich sprechen. Mir persönlich gibt es sehr viel, wenn ich Menschen in dieser schwierigen Ausnahmesituation zur Seite stehen kann, wenn ich spüre, dass mir Vertrauen geschenkt wird und ich ein wenig Anleitung und Halt bieten kann.

Macht die Arbeit vielleicht süchtig?

Eine Kollegin von mir sagte mal, dass sie glaubt, dass das süchtig machen kann. Da könnte was dran sein. Es gibt für mich kaum ein schöneres Gefühl, als noch auf dem Friedhof von der Witwe in den Arm genommen zu werden und ein „Danke, das haben Sie so schön gemacht“ zu hören.

Außerdem schätze ich auch sehr die Abwechslung in meinem Beruf. Kaum jemand hat eine Vorstellung davon, wie vielfältig der Beruf des Bestatters ist. Wir haben ja nicht nur mit den Verstorbenen zu tun, sondern auch mit den Angehörigen, denen wir nicht nur als Berater sondern auch als Begleiter in einer schwierigen Lebensphase zur Verfügung stehen. Dazu kommt ein hoher Anteil an Büroarbeit: Abmeldungen bei der Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung und oftmals auch noch das Kündigen weiterer Verträge, außerdem die Terminkoordination mit Angehörigen, Rednern oder Pfarrern und Friedhofsverwaltungen und vieles mehr. Oftmals kümmern wir uns auch um die Traueranzeigen oder -briefe. Und schließlich die Ausrichtung der Trauerfeier. Da ist man als Bestatter ja auch irgendwie Eventmanager und Zeremonienmeister. Nicht nur, dass man für eine schöne und persönliche Dekoration sorgt, sondern man muss auch darauf achten, dass alles so abläuft, wie es laufen soll und wenn es dann doch mal klemmt, dann muss man improvisieren. Das kann schonmal zu der ein oder anderen Schweißperle auf der Stirn führen und auf jeden Fall zu gestiegenem Blutdruck. Denn eines ist mir auch immer bewusst:

Man kann nichts wiederholen oder rückgängig machen.

Deshalb muss es so perfekt, wie nur menschenmöglich, ablaufen. Aber wie gesagt, wenn man dann danach ein von Herzen kommendes „Dankeschön“ hört oder liest, dann weiß man wieder, dass sich alles gelohnt hat.

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